Paralympic Games, Sydney 2000


Die letzten 3 monate und etwa 10000 km halte ich euch erst mal vor, ich
bin naemlich seit den 17.10 in sydney und hier laufen, falls der werte
leser es nicht weiss, die paralympics! Aber ich werde es auf jeden fall
nachreichen - jetzt nur kurz die stationen: cairns - cape york - cairns
- normanton - katherin - darwin -litchfield NP - katherin gorge -
kununurra - etwas gibb-river-road - bungle bungle - derby - broome - bis
katherin dieselbe strecke zurueck - rechts ab nach (schon wieder) alice
springs - port augusta - broken hill - mungo NP - entlang des murray river -
kosciuszko NP - sydney.
Ausserdem habe ich, glaub ich, noch nicht erzaehlt, das ich
verlaengere. Australien ist so gross, ich bleibe bis mitte april.
paralympics
the real olympic spirit

Wie bereits gesagt, wir (yvonne, besuch aus deutschland und ich) sind
am 17 abends in sydney angekommen. Die opening ceremonie war zwar schon
laengst ausverkauft, aber yvonne hat sich mit zettel >Wanted! Two tickets
for opening ceremonie" an die olympic park station gestellt - mit
erfolg! Die plaetze waren allerdings doppelt belegt, was uns ueberdachte
plaetze auf dem balkon >paralympic familie" einbrachte. Nicht schlecht.
Draussen hab ich noch ein paar meiner sportkollegen getroffen, in
aufstellung zum einmarsch ins stadium australia. Die ceremonie itself war ein
echter knaller - 120000 menschen im stadium! Alle mit an den eingaengen
verteilten taschenlampen und alle gut drauf. Beschreiben kann ichs kaum,
aber grob gesagt war es schon ein gaensehautgefuehl.
Ich habe zwar keinen vergleich zu anderen paralympics, aber die
organisation finde ich klasse. In der ganzen stadt laufen leute rum, die sich
um touris kuemmern und versuchen, auf jede frage eine antwort zu geben.
Der olympic park wimmelt nur so von helfern, die jedem, der etwas
unentschlossen rumsteht, sofort hilfe anbieten.
Es war wirklich ein gutes gefuehl, mit 120000 anderen die sportler zu
begruessen. Einige europaeische mannschaften haben versucht, das publikum
zu einer laola zu animieren, aber die scheint in australien unbekannt
zu sein. Was der stimmung aber keinen abbruch tat. Ein sportler auf
kruecken, aus welchem land hab ich vergessen, schmiss erst mal die kruecken
weg, lief im handstand weiter und drueckte unter tosendem beifall
liegestutzen ohne mit den fuessen den boden zu beruehren. Falls ichs noch nicht
gesagt hab, es war klasse. Mittlerweile sind etwa 1 mio karten verkauft
worden und ich glaube, noch keine paralympics ist mit so grosser
begeisterung in der >nichtbehinderten" bevoelkerung gefeiert worden. Man hoert
immer wieder saetze aehnlich >... real ... spirit".
Freitags sind wir dann mittags in die stadt gefahren und waren bis
spaet abend in darling habour. Ich kann auch hier wiederum nicht
beschreiben, was das flair hier ausmacht - alles erscheint entspannt und alle haben
spass.

Das aquarium ist auf jeden fall einen besuch wert, auch wenn ich
mittlerweile in 4 verschiedenen war. Rangliste: platz 1 teilen sich sydney und
auckland, platz 2 hat townsville und das in cairns steht auf platz 12.
Ausserdem haben wir uns noch mit judith und tommi aus grevenbroich
getroffen; die beiden verbringen die letzten tage ihres 6-wochen-urlaub hier.
Auf dem rueckweg (zu fuss) zum auto in the rocks (stadtteil) liess sich
feststellen, das am wochenende zwischen grosstadt-aussies und
countryvolk nur aeusserlich und in der anzahl unterschiede bestehen. Hier sind
alle vollkommen gestylt und >uffgebrasselt", man sieht keine schmutzigen
jeans und karo-hemden. Um ein uhr morgens ist die city noch rappelvoll
und alle, maennlein wie weiblein, sind stockvoll. Stockvoll heisst soviel
wie kaum noch laufen koennen. Vielleicht stehen deshalb in allen ecken
paerchen rum und halten sich fest und beissen sich ins gesicht. Erinnert
mich an schuetzenfest oder karneval bei uns...
Samstags bin ich dann wieder nach homebush bay in den olympic park
gefahren und hab mir meine ersten olympischen wettkaempfe angeschaut -
fechten, judo und basketball. Und bin schwer beeindruckt. Im letzten jahr hab
ich an so ner art fecht-workshop teilgenommen, deshalb hab ich mir
fechten angeschaut. Und die deutsche damenmannschaft hat gegen ungarn die
bronzemedallie gewonnen! Bei den judokas kaempfte gerade ein aussi um die
bronzemedallie - in der halle war richtig stimmung. Der aussi hat zwar
verloren, der vor freude weinende gewinner wurde mit frenetischem beifall
aus der halle geleitet. Die kaempfer waren uebrigens alle mehr oder
weniger blind. Und dann der vorzeige-behindertensport basketball. Es
spielte mexico gegen england und es ging ganz gut zur sache. Hut ab, was die
mit nem rollstuhl machen. Einer ist nach vorne gekippt und hockte, mit
dem stuhl am hintern, auf allen vieren - sprang dann aber mit einem satz
wieder auf die raeder. Wahnsinn. Die naechsten tage sind mit
verschiedenem orga-kram voll, ab mittwoch bis sonntag bin ich dann nur in homebush
bay -rugby!

Die fackel ist aus!
- was mich etwas traurig gestimmt hat.
Sydney hat, aufgrund verschiedener umstaende, den masstab fuer
kuenftige paralympics gesetzt. Nicht nur daqs diese spiele, mit 4000 athleten
aus 125 nationen, die groessten bisherigen waren sondern auch durch die ca
2 mio verkauften tickets, zuzueglich ausverkaufter opening und closing
ceremonie, sprengt bisherige rahmen. Dann die perfekte organisation -
shuttlebusse ueberall, in der ganzen stadt und erst recht im olympischen
park tausende von freiwilligen helfern (alle ehrenamtlich!) und der
olympic park. Eine sportanlage, die ihresgleichen sucht. Die
freundlich-offene art der aussies hat ebenfalls nicht unerheblich dazu beigetragen, die,
bisher eher stiefmuetterlich behandelten, paralympics zu einem grossen,
familiaeren sportfest werden zu lassen.
Viele der helfer wollten nur bei den paralympics arbeiten, mussten aber
auch zur olympiade, denn sonst waeren da zu wenig gewesen. Keiner der
sportler hat bisher vor einem so grossen, begeisterten publikum
gestanden. Die meisten besucher werden in zukunft die paralympics der olympiade
vorziehen - so ungefaehr die stimmen von leuten, mit denen ich
gessprochen habe.

Rugby
Die meiste zeit hab ich im >dome" beim rugby zugebracht. Wie ich
gehoert habe, bestand auch in deutschland die moeglichkeit, etwas ueber die
para zu sehen, speziell auch ueber rugby. Somit spare ich mir detaillierte
erklaerungen.
Was hier an rugby geboten wurde, habe ich noch nie gesehen. die
uebersee-teams (usa, australien, neuseeland, canada) spielen ganz anders als
die europaeer und belegen die ersten 4 plaetze. Obs an der classifizierung
der spieler, an der europaeischen art zu pfeifen, teamgeist und
einstellung zum sport oder an der rugby-tradition weiss der kuckuck, um aber
medallienhoffnung zu hegen muss sich wohl was aendern. Laienhaftes
kluggeschwaetz.
Es hat einen heidenspass gemacht, mit 8600 anderen den rugby-spielen
und zaubereien zuzusehen. 8600 zuschauer, ausverkaufter "dome" und
draussen immer noch massenhafter andrang. Die europameisterschaft kann in einer
kreissporthalle abgehalten werden...
besonderen glueckwunsch nochmal an die christchurch-kiwis und tank zu
bronze. Ohne besonderen brecher oder fast-fussgaenger habt ihr ein
supercleveres, rattenschnelles, pfiffiges spiel gezeigt. Ich hab mehr als
einmal mit offenem mund dagestanden.
Soviel von olympia zum anfassen, den faszinierenden paralympischen
spielen 2000 in sydney, home of the real olympic spirit. Jeder versuch, das
>alles" zu beschreiben, laesst nur den falschen eindruck zurueck.
Ich werde jetzt noch ein paar tage mit alltagskram beschaeftigt sein
und mich dann durch die victorian alps richtung great ocean road
aufmachen.

guido

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